sabato 23 maggio 2020

TRADUZIONE IN INGLESE E TEDESCO DI UN MIO TESTO SULLA PREGHIERA

You, Sun of my life; You, Source…

“Every single “You” addressed to God is a lie, a mistake. For God is by no means a “you” like every other “yous” we know, the “yous” we can conceive. To address God as “you” amounts to making him a lifeless entity”. That’s what writes Henri Le Saux, a Christian monk. I don’t share the peremptoriness of this statement that can be found in the beautiful book La goccia che fa traboccare il vaso” (Gabrielli Editori: my translation p.73). I would rather prefer a different way of approaching the topic. “What is prayer? Prayer is the experience of a more or less conscious encounter with the divine You. What words fill up this encounter, or what images help to express it, all that is a minor question. We can express it in more heteronomous or theonomous terms. In the prayer, it is no more meaningful to consider heteronomy and theonomy as an opposition, as the images are not the core of the issue. They are just crutches. The core of the issue is the encounter we expect. Sure, we need crutches to get to the place where we want to arrive. But we can throw them away as soon as we reach it. Praying does not involve the tendency – so intrinsic to the theological speculation – towards attempting to grasp God. The person who prays does not want to understand God; he or she wants to meet him. To some extent, the language of prayer is similar to the language of lovers, for it is also a meta-language, a language where words are merely the embodiment of relations and feelings and do not play the same role as in everyday language. They are the envelope, not the letter inside it”. (Roger Lenaers, Il sogno di Nabucodonosor, Massari editore, p.120, my translation).

There is, in my opinion, a “You” that is a theistic aberration. This makes out of God a person like us. But there also exist a “you” functional to the relation, using that word as one of the manifold loving figures of the Mystery. If prayer is “the practice of the presence of God, the act of embracing transcendence” (J. Shelby Spong, Unbelievable, Harper One, p. 254), I am very fond of combining the “Thou” to many “epiphanic names”, like Thou, source of life, Thou, dawn of the days. I pair the “You” with the most beautiful, loving names I find in the Psalms, in my own heart, in so many religious traditions – or else I use this names without any “you” at all.

I feel totally in harmony with the “you” Augustine uses as he describes the creative presence of God without ruling out the “you”, as he does in this passage of the Confessions (7, 5): “I set before the sight of my spirit the whole creation, whatever in it we can perceive with our eyes, as the sea, the earth, the air, the stars, the trees, the mortal creatures, and whatever of it we are not able to see (…) embraced in every part and permeated by You, o Lord, who still remained everywhere infinite; as if a sea were spreading everywhere and in all directions through immense spaces, a boundless sea containing within it a sponge, as large as it might be, yet finite, that sponge would be completely filled, in all its parts, from that unmeasurable sea. So conceived I Your creation, itself finite, and yet full of You, the Infinite. And I said: “That is God, and these are the works of God’s creation”.

Here, the “You” addressed to God seems to me neither a lie nor a mistake. With all due respect to Henri Le Saux!

Franco Barbero

(Traduzione a cura di Antonella Ippolito).


Du Sonne meines Lebens, Du Quelle...

„Jedes ‚Du‘, mit dem wir uns an Gott wenden, ist eine Lüge, ein Fehler. Denn Gott ist kein ‚Du‘ wie alle anderen ‚Du‘, die wir kennen; wie die ‚Du‘, die wir uns vorstellen können. Gott als ‚Du‘ anzusprechen bedeutet, aus Ihm ein nicht lebendes Wesen zu machen“.

So der christliche Mönch Henri Le Saux. Der Entschiedenheit dieser Aussage, die im schönen Sammelband La goccia che fa traboccare il vaso (Gabrielli Editori) zu finden ist, stimme ich nicht zu. Lieber folge ich einem anderen Weg: „Was ist Beten? Beten ist die Erfahrung einer mehr oder weniger bewussten Begegnung mit dem göttlichen ‚Du‘. Welche Worte den Raum dieser Begegnung ausfüllen, welche Bilder helfen, sie zum Ausdruck zu bringen, ist zweitrangig. Dies kann in einem mehr oder weniger heteronom bzw. theonom geprägten Sinne ausgedrückt werden. Im Gebet ist der Gegensatz zwischen Heteronomie und Theonomie nicht mehr von Bedeutung, denn die Bilder stehen nicht im Mittelpunkt der Frage: Sie sind nur Krücken. In den Mittelpunkt der Frage rückt eher die Begegnung, die wir beabsichtigen. Krücken brauchen wir zwar dazu, dorthin zu gelangen, wohin wir wollen; aber sobald wir angekommen sind, können wir sie wegwerfen.

Die der theologischen Spekulation so innewohnende Gefahr zu versuchen, Gott zu fassen, ist im Gebet überhaupt nicht vorhanden. Der Betende will Gott nicht verstehen, er will ihn treffen. Die Sprache des Gebets ähnelt in gewissem Maße der Sprache der Liebenden, indem sie ebenso eine Metasprache ist; eine Sprache, in deren Rahmen die Wörter lediglich als Verkörperung von Beziehungen und Gefühle auftreten und eine durchaus andere Rolle als in der Alltagssprache spielen. Sie stellen den Umschlag und nicht den darin liegenden Brief dar“ (Roger Lenaers, Il sogno di Nabucodonosor, Massari editore, p. 120, meine Übersetzung)

Meiner Meinung nach gibt es ein ‚Du‘, das eine theistische Abweichung ist: Dies macht aus Gott eine Person, wie wir selber sind. Es gibt aber zudem auch ein ‚Du‘, das im Dienste der Beziehung steht: In diesem Sinne wird dieses Wort zu einem der liebevollen Zeichen des Mysteriums.

Ist das Gebet „die konkrete Erfahrung von Gottes Präsenz, der Akt, die Transzendenz zu umarmen“ (J.S. Spong, Incredibile, Mimesis editore; meine Übersetzung ), so ist mir die Assoziation des ‚Du‘ mit zahlreichen ‚epifanischen Namen‘ – als „Du, Quelle des Lebens“, „Du, der Tage Morgenröte“ – sehr ans Herz gewachsen. Diesem ‚Du‘ füge ich die schönsten, die liebevollsten Namen bei, die ich in den Psalmen, in meinem eigenen Herz, in so vielen religiösen Traditionen finde – oder ich benutze sie ohne irgendein ‚Du‘.

Ich fühle mich völlig im Einklang mit dem ‚Du‘, wie Augustinus es benutzt, als er über Gottes schöpferische Präsenz spricht und dabei das ‚Du‘ nicht ausschließt. Es sei auf diesen Passus aus den Konfessionen (7, 5) verwiesen: „Vor die Augen meines Geistes stellte ich die ganze Schöpfung, alles, das wird davon erblicken können: die Erde, das Meer, die Luft, die Gestirne, die Bäume, die sterblichen Geschöpfe und alles, dass uns unsichtbar bleibt (...) von allen Seiten umfasst und durchgedrungen von Dir, o Herr, der Du jedoch völlig unbegrenzt bliebest, gleichsam als es ein Meer gäbe und alles und überall durch unermessliche Räume nur ein einziges unbegrenztes Meer wäre, und dieses Meer in sich einen beliebig großen, jedoch begrenzten Schwamm enthielte: Dann wäre dieser Schwamm vollständig in jedem seiner Teile von diesem unermesslichen Meere erfüllt. So stellte ich mir Deine Schöpfung: begrenzt und dabei von Dir, dem Unbegrenzten erfüllt. Und ich sagte: ‚Das ist Gott, und diese sind die Werke von Gottes Schöpfung‘“.

Hier scheint mir halt das auf Gott bezogene ‚Du‘ weder eine Lüge noch ein Fehler zu sein! Bei allem Respekt für Henri Le Saux!

Franco Barbero

(Traduzione a cura di Antonella Ippolito).